Wollten Sie immer schon einmal Mäuschen in inklusiv ausgerichteten Schulen spielen? Oder Kolleginnen und Kollegen fragen, wie sie sich auf den inklusiven Weg gemacht haben? Das Buch von Robert Kruschel: „Inklusionsorientierte Schulentwicklung in der Praxis“ nimmt Ihnen den Weg ab! Setzen Sie sich bequem in eine Leseecke und starten Sie die Reise: Kruschel besuchte im Coronajahr(!) zehn Schulen, Grundschulen und Oberschulen in Sachsen, interviewte engagierte Akteurinnen und Akteure vor Ort, sammelte eindrückliche Praxisbeispiele (mit vielen Bildern, Infokästen und QR-Codes) und erfuhr dabei so manches aus dem Nähkästchen der inklusiven Schulentwicklung. Dabei erfährt er, dass viele Wege zur Inklusion führen. Man müsse sie nur gehen. Die Etappen führen über Konzepte, die sich alternativ, überzeugt, musisch, kooperativ, traditionell, soziokulturell, digital, vielfältig und international nennen und sich dabei mit einem inneren Verständnis von inklusivem Lernen und Lehren und in einem äußeren Kreis von möglichen Organisationen und Strukturen „durchsetzen“. Spannend sind die Berichte vor dem Hintergrund des Bundeslands, in dem sich die Schulen befinden, da Sachsen sich, wie Kruschel es benennt, „behutsam“ auf einen inklusiven Weg mache, auf dem „Schritte kaum zu identifizieren“ seien. Mit den Erfahrungen der Akteurinnen und Akteure, die sich dennoch erfolgreich aufgemacht haben, gibt er all den Menschen Mut, die ihre ersten Schritte zu einer inklusiveren Schule gehen wollen, Tipps und Ratschläge benötigen, Niederlagen aushalten müssen und dennoch immer wieder neu starten.
Kruschel lässt die Interviewpartner von Meilensteinen, Erfahrungen mit Teamarbeit, Kooperation mit Förderschullehrkräften, Verwaltung und Verordnungen, Elternarbeit, Digitalisierung und Ressourcensuche berichten. Sie berichten ebenso von Methoden, wie Lernbüros, dem Schulfach Glück, Noten und Bewertung, Wochenplan, Klassenleben, Projektunterricht, Differenzierungsmatrix und gemeinsamen Essen.
Inklusion bedeutet für Kruschel, „Schule (und Gemeinschaft) so zu gestalten, dass Vielfalt als etwas Normales und Gewinnbringendes wahrgenommen wird und ihr in pädagogischen Lehr- und Lernsettings durch entsprechende Umgestaltung Kulturen, Strukturen und Praktiken begegnet werden kann“. Wenn dies noch nicht oder zu wenig von einer politischen Rahmung unterstützt werde, kann das Ziel nur erreicht werden, wenn „jede einzelne Schule und jede einzelne Pädagogin und jeder einzelne Pädagoge im Rahmen von systematischen Schulentwicklungsprozessen entsprechend Verantwortung übernimmt. Und zur Not kann (oder muss) auch jede Schule ohne angemessene Unterstützung der Landesregierung aktiv werden“.
Allen Texten merkt man ein großes Interesse an, die unterschiedlichen Wege kennen zu lernen, jedoch beim Gehen nicht das Ziel aus den Augen zu verlieren, zu erfahren, wie allen Kinder gemeinsam Bildung angeboten werden kann.
Kruschel gelingt es mit seinen Fragen, bei den Akteurinnen und Akteuren die Wege, Kurven und Kreuzungen in Erfahrung zu bringen, um ihnen auf dem Weg zu einer inklusiveren Schule zu folgen. Sehr empfehlenswert!
Susanne Römer
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