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Faszination Spiel. Wie wir spielend zu Gesundheit, Glück und innerer Balance finden.
Weinberger, Sabine & Lindner, Helga (2020).

Das von zwei sozialpädagogisch orientierten Psychotherapeutinnen aus der erlebten Praxis so locker und feinfühlend geschriebene Buch bringt die Lebens-Grundform „Spiel ins Spiel“ und versteht sich als „Gegenentwurf zum Optimierungswahn“, dem heute nicht nur Kinder ausgesetzt sind. Es antwortet besonders auf die verplante Kindheit, denn Spielen und Lernen als Entfaltung der veranlagten „Potenzialität“ (Hüther) geschieht seit eh und je stets in der Begegnung, im Mit- und Zueinander. Das in lebensnaher und gehaltvoller Sprache geschriebene Praxisbuch weist das Destruktive in die Schranken und wendet sich dem veranlagten Guten im persönlichen wie berufl ichen Leben zu. Fern einengender Begriffe wird Faszination als „besondere Art der Aufmerksamkeit“ verstanden, die „Fähigkeiten wie Phantasie, Spontaneität, Kreativität und Lebendigkeit entfacht und eine Bereicherung für jeden Menschen darstellt“ (S. X). Spiel wird also nicht als defi nierter und zeitlich begrenzter Begriff verstanden, sondern als Gelände des Herzens, allezeit dem offen, der das Lernen, Schauen und Staunen nicht verlernt hat, mit Neugier und Erkundungslust sein Leben gestaltet. Es zeigt das Spiel als höchste Form forschenden und ganzmachenden Lernens.

Die einführenden Erläuterungen zu „Faszination als Gefühl“ und als besondere Art der Aufmerksamkeit und achtsamen Haltung, weisen auf das Kulturgut Spiel in seinen vielfältigen und ganz unterschiedlichen Formen hin. In den weiteren Kapiteln zur frühen Kindheit, zum Schulalter, Jugendalter, Erwachsenenalter und Seniorenalter erfahren wir die im Spiel enthaltenen und sich ausdrückenden altersspezifi schen Momente: in Geschichten, Metaphern, Beispielen, Gedanken-Spielen, ausgewählten Zitaten, Zusammenfassungen, Vertiefungsliteratur bzw. Quellentexten und ansprechenden Abbildungen (meist aus der eigenen Praxis). All dies ermöglicht ein faszinierendes Lesen, intuitives und meditierendes Denken, das nachhaltig positiv auf Gemüt und Hirnstruktur wirkt. Der Heil- und Sonderpädagoge erfährt – auch mit aktuellen zutreffenden Bezeichnungen wie „feeling seen“ (= „wir wollen fühlen, dass wir gesehen werden“) – wie das Spiel als gestaltete Kunst in jeder Phase des Lebens möglich ist und jeder Mensch sich im Spiel immer wieder neu entdecken und lebendig fühlen kann. „Faszination Spiel“ ermöglicht ein Leben lang gute Gefühle zu entdecken, mit Niederlagen umzugehen und Momente des Glücks zu erleben.

In gleicher Weise wie Kinder fasziniert mich das Spiel. Meine Erkenntnis beim Lesen des äußerst sorgfältig gestalteten Buchs lautet: Wenn der Mensch das Leben nicht zugleich als Spiel zu leben weiß, dann geht ihm die Fähigkeit zum Wandel verloren. Nur die Freiheit des Spiels verbindet die Widersprüche, die das Dasein dem rechnenden und zergliedernden Verstand präsentiert, zu jener Einheit in der Vielheit, in der sich das Wesen jeglicher Schöpfung bekundet. Wenn ich als alter Heilpädagoge aus dem Buch diese Impulse für einen Umgang mit mir selbst erfahren habe, dann darf ich es guten Gewissens den Lesern und Leserinnen weiterempfehlen. Lesen Sie selbst und lassen Sie sich auf eine nie endende Entdeckungsreise mitnehmen.

Ferdinand Klein

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