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Kollegien stark machen – Schulen erfolgreich entwickeln
Helmut Heyse, Bernhard Sieland (2018). Bern: hep verlag. ISBN: 978-3035512380

Wenn Schule gut sein soll, müssen die gut sein, die sie machen. Das ist besonders wichtig in Zeiten wie diesen, wo Politik und Gesellschaft ihre Erwartungen an Schule immer wieder betonen, aber nicht genügend Ressourcen für ihre Weiterentwicklung und die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer zur Verfügung stellen. Deswegen hat das bewährte schulpsychologische Autoren-Duo Helmut Heyse und Bernhard Sieland mit „Kollegien stark machen – Schulen erfolgreich entwickeln“ jetzt eine praktische Handreichung zur Stärkung der schulinternen Energieressourcen vorgelegt. Es geht also weder um bildungspolitische Forderungen noch um individuelles Coaching, sondern darum, die intern selbst beeinflussbaren Arbeitsbedingen sowie die psychosozialen Kompetenzen von Lehrkräften zu verbessern.

Dafür stellen die beiden Autoren in zehn Kapiteln reichlich Inhalte, Methoden und Material zur Verfügung. Die ersten zwei befassen sich mit dem gesellschaftlichen Wandel und wie Schulen mit ihm umgehen können. Dabei wird dem Problem der „Änderungsresistenz“ von Lehrpersonen das Konzept der „Salutogenese“ gegenübergestellt. Sie bildet die Antwort auf die Frage, was Menschen Durchhaltevermögen und seelische Stabilität verleiht, um auch die massivsten Beeinträchtigungen zu überwinden. Damit ist Salutogenese in der Tat zentral bedeutsam für das gesunde Durchstehen eines Berufslebens als Lehrer.

Acht weitere Kapitel stellen schulinterne Ressourcen vor, die bedeutsam „für eine erfolgreiche und gesundheitsfreundliche Erledigung der Tagespflichten und der Mitarbeit an Veränderungsprojekten“ (S. 13) sind. Dazu zählen Leitbilder für die pädagogische Arbeit, kommunikative Kompetenzen bis hin zu einer konstruktiven Konfliktkultur, Kooperation und Teamarbeit sowie Fähigkeiten der Selbststeuerung. Den Abschluss bildet das Kapitel über salutogenes Unterrichten im Sinne einer Unterrichtsgestaltung, die Lehrerinnen und Lehrer entlastet. Immer wieder wird deutlich, wie wichtig das gemeinsame Arbeiten, der Teamgedanke, ist.

Was „Kollegien stark machen“ so besonders und berufspraktisch wertvoll macht, kommt im trockenen Titel gar nicht zum Ausdruck. Es sind die zahllosen konkreten Anregungen und Ideen für den Alltag, die in Form von Fragen für die Selbstreflektion, praktischen Beispielen und Beschreibungen von Methoden und Techniken die Seiten durchziehen. Und wer frühzeitig das Internet-Material zum Buch (über die Verlags-Website zugänglich) sichtet, findet dort weitere 180 Seiten Arbeitsblätter mit Tabellen, Fragebögen etc., die ganz einfach ausgedruckt und eingesetzt werden können. Gleichzeitig lockern Zitate mit teils hintergründigem Humor die Lektüre auf, so wie dieses von Roland Storath entlehnte: „Zielvereinbarungen ähneln der Kunst, mit der Gans einvernehmlich, kooperativ und gleichzeitig zielorientiert über den Weihnachtsbraten zu reden“ (S. 204).

„Kollegien stark machen – Schulen erfolgreich entwickeln“ ist ein Fachbuch für Lehrkräfte und Schulleitungen, das an der Zeit war, für diese Zeit genau richtig ist und mit seinem praxisorientierten Inhalt der Lehrerschaft wertvolle Hilfestellungen zur Bewältigung der aktuellen Umbrüche gibt. Aber es macht gleichzeitig klar, dass Pädagoginnen und Pädagogen, an welcher Schulstufe sie auch tätig sein mögen, ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und den Arbeitsalltag eigenständig gestalten müssen. Der Gedanke, dass sie nie mit dieser Aufgabe fertig sind, bekommt mit dem Schlusswort eine tröstlich-positive Wendung. „Der Zweifler“ von Bertolt Brecht sollte eigentlich in jedem Lehrerzimmer aushängen, um klarzumachen, dass man immer wieder von vorne beginnen muss und nie aufhören kann.

Detlef Träbert

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