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Inklusive Diagnostik (Handbuch)
Holger Schäfer, Christel Rittmeyer (Hrsg)

Das vorliegende Handbuch zur inklusiven Diagnostik, herausgegeben von Holger Schäfer und Christel Rittmeyer, fokussiert die aktuelle Entwicklung des deutschen Bildungssystems hin zur Inklusion und den sich daraus ableitenden Forderungen an die Diagnostik, die sich mit neuen Anforderungen und sich verändernden Rahmenbedingungen konfrontiert sieht. Diagnostik hat einerseits differenzierte Aussagen über Möglichkeiten der inklusiven Beschulung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung zu treffen, andererseits gilt es, sich verändernde Schulbedingungen in diagnostische Gutachten einzubeziehen.
Der vorliegende Sammelband folgt diesen sich neu formierenden Leitgedanken, indem Expertinnen und Experten aus Theorie und Praxis Herausforderungen inklusiver Diagnostik im Kontext ihrer fachlichen Expertisen erörtern.

Im ersten Teil „Grundlagen“ setzt sich der Beitrag von Kersten Reich mit der Entwicklung von Inklusion auf Grundlage der Evolutionstheorie Darwins auseinander und erörtert inklusive Standards und resultierende Konflikte. Hans-Jürgen Pitsch setzt sich in „Schulische Diagnostik im Wandel der Zeit“ historisch mit diagnostischen Verfahren in Förderschulen und inklusiven Bestrebungen auseinander und verbindet Förderdiagnostik mit Pädagogik.
Die Kriterien des kompetenzorientierten Unterrichts werden von Franz Schott in „Qualitätssicherung, kompetenzorientierter Unterricht und Diagnostik“ beleuchtet, aus denen sich Implikationen für die Kompetenzdiagnostik der Schülerinnen und Schüler ableiten lassen.
Der Beitrag „Medizinische Klassifikationen: ICD-10, ICIDH, ICF und DSM-IV“ von Arthur Limbach-Reich und Hans-Jürgen Pitsch widmet sich den Klassifikationsinstrumenten, so dass Kontextfaktoren deutlicher hervortreten.
Holger Schäfer und Christel Rittmeyer führen in die „Inklusive Diagnostik“ ein, indem sie Vorteile verdeutlichen und zu bearbeitende Fragestellungen anführen.

Der zweite Teil steht unter der Überschrift „Fachorientierung“. Andreas Mayer betont in „Früherkennung von Schriftspracherwerbsstörungen im inklusiven Unterricht TEPHOBE“ die Notwendigkeit valider Früherkennungsverfahren für Kinder mit Schriftspracherwerbsstörungen.
Darauf folgt die Analyse von Schreibprodukten in „Qualitative Analyse von Schreibprodukten für eine unterrichtsimmanente Diagnostik und Förderung“ von Elke Hohnstein und Katja Bieritz zur unterrichtsbegleitenden Diagnostik und Förderung.
Carin de Vries stellt in ihrem Artikel „DIFMaB – Diagnostisches Inventar zur Förderung Mathematischer Basiskompetenzen“ die Bedeutung diagnostischer Kompetenzen im inklusiven Mathematikunterricht heraus.
Weitere Ausführungen folgen von Wilhelm Schipper zur „Diagnostik und Förderung arithmetischer Kompetenzen in heterogenen Lerngruppen (BIRTE 2)“ und von Erich Christian Wittmann zu „Das systematische Konzept von Mathe 2000+ zur Förderung ‚rechenschwacher‘ Kinder“.
Im Beitrag „Diagnostik und Inklusion im Sachunterricht“ erarbeitet Hartmut Giest Empfehlungen zur Diagnostik und Inklusion im gemeinsamen Sachunterricht.
Silke Schönrade erläutert ein Beobachtungsverfahren zur Überprüfung der Wahrnehmungs- und Bewegungskompetenzen vorschulischer bis schulreifer Kinder in „‘Die Abenteuer der kleinen Hexe‘ - Bewegung und Wahrnehmung beobachten, verstehen, beurteilen und fördern“.
In dem Beitrag „Ästhetische Erziehung und Diagnostik“ von Barbara Wichelhaus wird die Bedeutung ästhetischer Erziehung als Mittel zum individuellen Ausdruck und als diagnostisches Instrument im inklusiven Unterricht herausgestellt.

Der dritte Teil behandelt die Förderplanung. Konrad Bundschuh skizziert die „Grundlagen der Förderplanung“ und den konkreten Aufbau.
Die Bedeutung von Förderplänen für die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler wird von Kerstin Popp und Andreas Methner in „Entwicklung und Umsetzung von Förderplänen unter inklusiven Geschichtspunkten“ anhand der Methode der Kooperativen Erstellung von Förderplänen referiert. Daran schließt sich die „Evaluation von Förderplänen im inklusiven Setting“ von Popp und Methner mit Ausführungen zur Evaluation und der Methode der Kooperativen Fortschreibung an.
Liane Paradies fokussiert in „Förderdiagnostik und Schulentwicklung“ den Perspektivenwechsel, durch den Schülerinnen und Schüler Rückmeldung zu ihrem Lernverhalten und Lehrkräfte Rückmeldungen zu ihren Leistungen im Lehrprozess erhalten.
Im Beitrag „Förderplanung mit neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT)“ referiert Reto Luder deren Bedeutung, indem sich v.a. vielfältige Möglichkeiten zum Austausch auf Onlineplattformen bei interdisziplinären Kooperationen bieten.
Abschließend wird das Portfolio als diagnostisches Instrument von Thomas Wiedenhorn, Markus Janssen und Markus Scholz vorgestellt und dessen Einsatz in „Portfolio und Diagnostik unter inklusiven Gesichtspunkten“ diskutiert.

Im vierten Teil unter dem Titel „Spezifische Fragestellungen“ befasst sich Klaus Sarimski in „Diagnostik und Inklusion in der Frühförderung“ mit der wichtigen Aufgabe, Früherkennung und -diagnostik an Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen zu vermitteln.
Die „Sprachdiagnostik und Sprachförderung“ von Ulrich von Knebel erläutert die Gegenstandsbereiche ebenso wie die Beschaffenheit sonderpädagogischer Gutachten in der inklusiven Schule.
Andrea Erdélyi und Susanne Mischo beschreiben in ihrem Artikel „Förderdiagnostik in der Unterstützten Kommunikation“ die benötigte Diagnostik im Bereich der Unterstützten Kommunikation durch Manuale und strukturierte Beobachtungen.
Die Diagnostik von Autismus-Spektrum-Störungen bedarf nach Anne Häußler in „Autismus und Diagnostik im Kontext pädagogischer Förderung“ differenzierte qualitative Diagnostikverfahren zur Wahrnehmung und Einordnung von Kontextfaktoren. Marc Willmann thematisiert „Emotional-soziale Schwierigkeiten und Verhaltensstörungen: Diagnostik und Assessment in der inklusiven Schule“ und weist auf mehrdimensionale Ursachen auch außerhalb der Schule hin.
Der Beitrag „Schwerste Behinderung – diagnostische (Un-)Möglichkeiten?“ von Andreas Fröhlich fordert spezifische Diagnostikverfahren und zeigt erfahrungsbezogene adäquate Diagnostikmethoden auf.
Erhard Fischer setzt sich mit den benötigten Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in seinem Beitrag „Arbeit und Diagnostik – Wege und Erfordernisse im Übergang Schule – Beruf (ÜSB)“ auseinander, die es für eine entsprechende Eingliederung im Arbeitsleben zu diagnostizieren gilt.
Lerntherapie bietet spezifische Unterstützung in der Förderdiagnostik, Birgit Altenrichter illustriert in „Diagnostik in der Lerntherapie am Beispiel der Lese-Rechtschreib-Schwäche und Rechenschwäche“ deren Wirkung. Arthur Limbach-Reich beleuchtet und hinterfragt im Beitrag „‘Response to Intervention‘ (RTI) im Spannungsfeld Inklusiver Diagnostik“ das Programm zur frühzeitigen Identifizierung von Kindern mit Lernproblematiken.

Die „Perspektiven“ bilden das Thema des fünften Teils.
Hans-Jürgen Pitsch erläutert in „Konstruktivismus und Diagnostik“ deren Zusammenwirken auf die Lernbedingungen von Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf.
Diagnostik stößt an Grenzen, wenn Testverfahren statistische oder wissenschaftliche Schwächen aufweisen, fasst Konrad Bundschuh in „Grenzen einer Pädagogischen (inklusiven) Diagnostik“ zusammen.
Rudi Krawitz hebt in „Der Dialog als Methode individualpädagogischer Diagnostik“ die Bedeutung des Dialogs als Bestandteil diagnostischer Verfahren hervor.

Holger Schäfer und Christel Rittmeyer fassen im sechsten Teil, dem „Ausblick“, in „Personelle, institutionelle und administrative Voraussetzungen Inklusiver Diagnostik“ die zentralen Aussagen der Beiträge zusammen und formulieren Einschätzungen zur professionellen und disziplinären Entwicklung inklusiver Diagnostik.
Die Betrachtung des Forschungsgegenstands aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen ermöglicht, vielfältige interdisziplinäre Anknüpfungspunkte zur weiteren Forschung zu erkennen. Zugleich erhalten Schülerinnen und Schüler die benötigte Aufmerksamkeit, um in inklusiver Beschulung bestmögliche Fördermöglichkeiten zu erhalten und sich zu entwickeln.
Aus diesem Grunde ist der vorliegende Sammelband Lehrkräften im inklusiven Unterricht und an Förderschulen ebenso wie Fachkräften in der Lehramtsausbildung, Studierenden und allen Interessierten dringend zu empfehlen.

Karoline Klamp-Gretschel

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