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Förderpläne entwickeln und umsetzen
Kerstin Popp, Conny Melzer, Andreas Methner

Förderpläne zu erstellen –für Sonderpädagogen sollte es eine tägliche Routine sein, für Lehrkräfte in den Allgemeinen Schulen ist es häufig ein Buch mit sieben Siegeln. Wer aber das Buch von Popp, Melzer und Methner zur Hand nimmt, dem wird schnell geholfen. Beide Berufsgruppen finden in diesem Buch Anregungen, wie sie ihre (sonder-)pädagogische Arbeit effektiv und praxisrelevant gestalten können. Vor dem Hintergrund von vermehrten Bemühungen, Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen gemeinsam zu unterrichten, kommt der Entwicklung und Umsetzung von Förderplänen für alle Schülerinnen und Schüler zunehmend größere Bedeutung zu. Die zentrale Aufgabe von Pädagogen aller Schularten ist es dabei, die Kompetenzen und Ressourcen der Jungen und Mädchen zu erkennen und zu stärken, aber auch Defizite zu erfassen und mit geeigneten Maßnahmen abzubauen. Eine ganz praktische Hilfe dabei bietet das vorliegende Buch. Es verfolgt die Ziele (S. 10 f): – Beschreibung von Grundlagen der Förderplanung, – Beschreibung von zur Förderplanung notwendigen Methoden (wie Gesprächsführung und Diagnostik, wobei nicht die Ermittlung des sonderpädagogischen Förderbedarfs, sondern das diagnostische Handlungsrepertoire von Lehrkräften an allgemeinen Schulen im Mittelpunkt steht), – Beschreibung von Möglichkeiten zur Förderung von Schülern mit (sonder-) pädagogischem Förderbedarf. Die Autoren haben ihr Buch in acht anschauliche Kapitel gegliedert. Im ersten beschreiben sie die individuelle Förderung von Schülern im Kontext von Unterricht, Diagnostik und deren Evaluation. In wenigen Seiten wird sehr allgemein verständlich die Bedeutung der Förderplanung zur Bearbeitung individueller Förderbedürfnisse dargelegt. Die gilt ebenso für die Grundlagen der Förderplanung. Dabei erscheint besonders die detaillierte Darstellung des Inhalts von Förderplänen, deren Funktion und Nutzen mit den entsprechenden Erläuterungen gelungen. Dass auch den Förderplänen bei Hochbegabung Raum eingeräumt wird, zeigt die komplexe Sicht der Autoren auf die Planung von Unterstützungsmaßnahmen. Den umfassendsten Teil der Publikation bildet die Beschreibung der Förderplanung als Prozess. Ausgehend vom schwedischen Modell der individuellen Entwicklungspläne von Zetterström (2006) werden die Elemente des Konzepts erläutert und die Schritte der Kooperativen Förderplanung abgeleitet. Unter Kooperativer Förderplanung sei „der gemeinsame Prozess des Erstellens, Umsetzens, Evaluierens und Fortscheibens individueller Förderpläne im Team“ (S. 42) verstanden. Durch diese gemeinsame Arbeit aller Beteiligten können die Informationen direkt ausgetauscht, effizient ausgewertet und die notwendigen Fördermaßnahmen zielgerichtet initiiert werden. Sehr detailliert werden die einzelnen Schritte der Kooperativen Förderplanung erläutert, durch die zahlreichen praktischen Tipps wird dieser Prozess nachvollziehbar und sehr transparent dargestellt. Die individuelle, passgenaue Förderung von Schülerinnen und Schülern respektiert deren Entwicklungsbesonderheiten, da alle Seiten der Persönlichkeit in ihrer Gesamtheit berücksichtigt werden. Den Ausgangspunkt bildet das humanistische Menschenbild. Wirklichkeits-, Handlungs- sowie Störungstheorien werden detailliert erläutert und im Kontext von fördernden oder hemmenden Bedingungen der schulischen Voraussetzungen und des familiären Umfelds beschrieben. Im folgenden Kapitel geht es um die Schüler- und Elternbeteiligung, das Einbeziehen der betroffenen Schüler und deren Eltern in den Prozess der gemeinsamen Förderplanung. Die Chancen und Möglichkeiten, aber auch die Gefahren einer derartigen Vorgehensweise im pädagogischen Setting werden reflektiert und durch praktische Tipps bei der Umsetzung des Vorhabens ergänzt. Mit der Anerkennung des gegenseitigen Expertentums von Kindern und Jugendlichen sowie von deren Eltern für die jeweiligen Probleme im Erziehungsalltag werden das Rollenverständnis und die Verantwortung in der Erarbeitung von Förderplänen geregelt. Diese Transparenz ermöglicht ein gleichberechtigtes Handeln in der Erfüllung von Rechten und Pflichten der an der Förderplanung Beteiligten. Nur so können die im Kapitel Fördermaßnahmen dargelegten Beispiele für präventives bzw. intervenierendes pädagogisches Handeln greifen und wirksam umgesetzt werden. Vor allem das „Maßnahmealphabet“ (S.104 f) zeigt Anregungen für Fördermaßnahmen auf, die Impulse zum Weiterdenken geben und den Freiraum für kreative Möglichkeiten eröffnen, um bewährte (sonder-) pädagogische Strategien aufzugreifen bzw. Neues auszuprobieren. Die Beschränkung auf das Machbare und Bewährte macht dieses Buch lesenswert, denn es bietet gleichzeitig neben Bekanntem den Freiraum für die Entwicklung schulinterner und regionaler weiter greifender Fördermaßnahmen, deren Rahmenbedingungen im Kapitel Unterstützende Methoden beschrieben werden. Die Ausführungen zur Gesprächsführung und zu den Möglichkeiten zur Erhebung des Ist-Stands leiten zur Förderkonzeption über. Vor allem die Hinweise zur Verhaltensbeobachtung und die Darstellung sowie der Abdruck des speziellen Screeningverfahrens für Verhaltensauffälligkeiten im Schulbereich sind sehr hilfreich. Abschließend werden Maßnahmen der Fortbildung zur Förderplanung dargestellt. Insgesamt wird dieses kleine Buch zur Entwicklung und Umsetzung von Förderplänen sicher nicht nur bei erfahrenen Lehrkräften in der sonderpädagogischen Förderung, sondern vor allem bei Berufsanfängern und Kolleginnen und Kollegen der Allgemeinen Schule auf Interesse stoßen. Neben der sehr kurz gefassten Theorie und den gelungenen Beispielen regen die Aufgaben zum Praxistransfer am Abschluss jeden Kapitels zur kritischen Reflexion des eigenen Handlungsrepertoires in der täglichen schulischen Arbeit an.

Barbara Seebach

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