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Standards der Sonderpädagogischen Förderung
Franz B. Wember, Stephan Prändl (Hrsg.)

Insbesondere unter der Zielsetzung der Inklusion kann sonderpädagogische Förderung den Anspruch auf eine »Bildung für alle« durch individuell angepasste Inhalte und Methoden der schulischen und außerschulischen Förderung sichern. Antworten auf die Frage nach den hierfür geltenden Qualitätsstandards sollen die 2007 verabschiedeten und im Jahr 2009 mit Kommentierungen publizierten Standards der sonderpädagogischen Förderung vom Verband Sonderpädagogik e. V. (vds) geben.
Dieses Buch, so lässt sich hier bereits feststellen, leistet damit einen anregenden Beitrag zur Diskussion um eine qualitativ hochwertige Förderung in der (Sonder-)Pädagogik. Die Standards wurden durch Arbeitsgruppen praktizierender Mitglieder des Verbands »bottom up« entwickelt.
Zu Beginn des Buchs gibt der Autor der Arbeitsgruppe, Franz B. Wember, einen Überblick über den aktuellen Stand der Diskussion um Standards in der Sonderpädagogik. Die Diskussionsstränge verlaufen dabei zwischen der grundsätzlichen Ablehnung von Standards aufgrund der Befürchtung fortschreitender Ökonomisierung sonderpädagogischer Handlungsfelder über die Möglichkeit der Nutzung als Instrument zur Qualitätssicherung und Evaluation bis hin zum Einsatz als Forderungskatalog an die Politik.
Wember verdeutlicht, dass die vorliegenden Standards nicht auf eine Standardisierung sonderpädagogischen Handelns abzielen sollen, sondern die notwendigen Voraussetzungen für professionelles sonderpädagogisches Handeln sichern und somit zur gezielten Qualitätsentwicklung in den Arbeitsfeldern der Sonderpädagogik beitragen können. So verstanden können Standards in der sonderpädagogischen Förderung durchaus auch dazu beitragen, Inklusion nicht zu einem Sparmodell verkümmern zu lassen.
Die Standards selbst werden in ihrer aktuellen Form auf 46 Seiten in zwei Teilen dokumentiert. Während Teil A allgemeine Grundlagen sonderpädagogischen Handelns erläutert, stellt Teil B die Standards für die verschiedenen Förderschwerpunkte nach der Struktur 1. Vorgaben und Ressourcen, 2. Prozessmerkmale und 3. Ergebnisse vor. Die Kriterien für eine professionelle sonderpädagogische Förderung werden damit übersichtlich verdeutlicht.
Die Möglichkeiten des Umgangs mit den Standards sonderpädagogischer Förderung werden in den darauf folgenden drei Kapiteln herausgestellt, in denen ihre Bedeutung für die Qualitätssicherung sonderpädagogischen Handelns in der Praxis aufgezeigt wird. Diese reichen von der Nutzung für die intensive individuelle Förderung als Kern der sonderpädagogischen Förderung über Vorschläge zur Verbesserung professionellen Handelns im Spannungsfeld von Beziehungs- und Unterrichtsgestaltung bis hin zum Einsatz der Standards in Qualitätszirkeln.
Im Anschluss folgen die Kommentierungen der Standards zu den einzelnen Förderschwerpunkten durch renommierte Wissenschaftler, die teils sehr unterschiedlichen Argumentationen folgen. Grundlegende Aspekte betreffen dabei vielfach Fragen einer möglichen Ökonomisierung sowie nach der Operationalisierung und begrifflichen Schärfe der Standards oder deren Vollständigkeit und leitenden Visionen.
Insgesamt gesehen bietet das Buch für den Leser sowohl durch die Darstellung der Standards als auch durch die Kommentierungen einen guten Überblick über den aktuellen Diskussionsstand. Auch wenn nicht alle Beiträge konkrete Vorschläge zur Umsetzung in der Praxis beinhalten, lassen sich insgesamt neue Perspektiven für die sonderpädagogische Förderung und ihre Weiterentwicklung, insbesondere in der Schule, gewinnen. Der vds bietet mit den Standards sonderpädagogischer Förderung einen wichtigen Beitrag für die aktuelle Diskussion, der Band bietet darüber hinaus wissenschaftliche Impulse zur vertiefenden Diskussion. Dies macht das Buch zu einem wichtigen und insgesamt sehr lesenswerten Beitrag zur aktuellen Debatte.
Annika Schell

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