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Gemeinsame Tagung der Referate Lernen und Sprache in Eisenach

Referate Sprache und Lernen tagen gemeinsam in Eisenach

In Eisenach fand vom 7.4. bis zum 9.4.2011 zum ersten Mal eine gemeinsame Tagung von Referaten des vds statt. Für die Förderschwerpunkte Lernen und Sprache kamen die Landesreferentinnen und Landesreferenten mit ihrer Bundesreferentin und ihrem Bundesreferenten zusammen, um eine Fortbildung zu besuchen und verbandspolitische sowie förderschwerpunktübergreifende Fragen zu  bearbeiten.

Es galt, erste Erfahrungen mit dieser Arbeitsform zu sammeln und Möglichkeiten und Grenzen zu erproben. Die Form des diesjährigen Treffens sah gemeinsame undseparate Anteile vor. Im gemeinsamen Arbeitsbereich wurde das Thema „Beratung“ bestimmt, das mit einer Fortbildung vertieft wurde und somit themenbezogen Gesprächsanlässe über den jeweiligen Förderschwerpunkt hinaus bot. 

Die Handlungsform der Beratung stellt für Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen aller Förderschwerpunkte  im Rahmen von Integration und Inklusion einen wichtigen Arbeitsbereich dar, wenn es um Kooperation und Kompetenztransfer geht. Als Referent konnte Norbert Greuel aus Aachen gewonnen werden. Er entwickelte auf der Grundlage von Schultz von Thun, Benin und Schlee Strategien zur professionellen Beratung. In praktischen Übungen konnten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Konzepte und Methoden auf ihre individuellen Arbeitsfelder beziehen und in Diskussionen in gemischten Kleingruppen förderschwerpunktübergreifende sowie spezifische Aspekte ermitteln.

In einem weiteren gemeinsamen Tagungsteil wurden verbandsstrategische Fragen geklärt. So wurde als Ergebnis der gemeinsamen Fortbildung ein gemeinsamer Antrag für die Hauptversammlung in Saarbrücken vorbereitet, der die Berücksichtigung der veränderten Arbeitsformen in den Förderschwerpunkten im inklusiven System in der Aus- und Fortbildung berücksichtigen sollen.  Neben diesem Schwerpunktthema informierten sich die Referate gegenseitig über ihre aktuellen Arbeitsschwerpunkte und die beabsichtigten Aktivitäten in der nahen Zukunft. Die Tagungsorganisation ließ Zeit für den notwendigen informellen Austausch zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. In zahlreichen „Randgesprächen“ tauschten sich die Referate über die unterschiedlichen Bedingungen und Entwicklungen der beiden Förderschwerpunkte in den Bundesländern aus.

In einer gemeinsamen Abschlussrunde gab es kritische, konstruktive und lobende Rückmeldungen zu den Organisationsbemühungen und den inhaltlichen Zielen der Tagung. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sahen die Arbeit zum gemeinsamen Schwerpunktthema als qualitativ gelungen an, stellten jedoch die grundsätzliche Frage, ob der Zeitrahmen dieser Tagung für Fortbildung und verbandspolitische Fragen zu kurz war. Kritisiert wurde einerseits, dass Zeit für den fachrichtungsübergreifenden Austausch und die Bearbeitung fehlte, aber auch, dass zu wenig Zeit für die Arbeit im eigenen Schwerpunkt blieb. Insgesamt war dies jedoch eine erfolgreiche Tagung mit ambitionierter Planung, bei der zukünftig die Anteile von Austausch und inhaltlicher Arbeit ausgewogener gestaltet werden sollen.

 

 

Bundesreferentin Annette Kriszio und
Bundesreferent Dr. Jörg Mußmann

 

Förderschwerpunkt Lernen

-        Bericht aus den Bundesländern:

Alle Bundesländer beschäftigen sich auf allen Ebenen mit dem Thema der inklusiven Bildung; bei der Umsetzung werden unterschiedliche Wege angestrebt oder begangen. In der Umsetzung sind Bundesländer im Norden der Republik teilweise weit fortgeschritten. Hier werden aber auch die Risiken deutlich, die dabei für die Qualitätsentwicklung der sonderpädagogischen Förderung entstehen. Eine übereilte Aufgabe von Förderschulen muss zurzeit kritisch gesehen werden. Deutlich ging aus den Berichten der Länder auch hervor, dass die Rolle des Sonderpädagogen neu definiert  werden muss.

-        Aktualisierung der Standards:

Für die Aktualisierung der sonderpädagogischen Standards im Förderschwerpunkt Lernen lagen zwei Entwürfe vor. In der Diskussion wurde zum Ausdruck gebracht, dass der Zeitpunkt der Aktualisierung für unseren Förderschwerpunkt  ungünstig erscheint. Die Veränderungen  sind einem so hohen Tempo unterworfen, dass jede Aktualisierung im Augenblick nur als Momentaufnahme gesehen werden kann. Auch  die Frage, ob die KMK-Empfehlungen von 1999 noch als einleitende Präambel für den Förderschwerpunkt  Lernen gelten können, stellte sich in diesem  Zusammenhang. Mehrheitlich entschied man sich dann dafür, zunächst  nur notwendigste Veränderungen vorzunehmen.

Zusätzlich soll ein zukunftsweisendes Positionspapier erarbeitet werden, das über die Punkte

  • Definition der Zielgruppe;         
  • Ausbildung, Fort-  und Weiterbildung,           -
  • Strukturen (Förderort, Vernetzung, Unterstützungssystem);           -
  • Organisation,           -
  • Kernkompetenzen (Diagnostik, Beratung, Prävention, Unterricht);           -
  • Inhalte ( Frühe Bildung, Schule, Ausbildung, lebenslanges Lernen).           -
  • Ressourcen

Aussagen  macht.

-        Planung Fachkongress:

Im Herbst 2012 soll ein Fachkongress im Förderschwerpunkt Lernen durchgeführt werden. Dies wurde von den Referenten begrüßt und Unterstützung  wurde zugesagt. Begrüßt wurde auch, dass der Kongress im Norddeutschen Raum stattfinden soll, wobei eine endgültige Entscheidung für eine Stadt noch nicht gefallen ist. Mögliche Schwerpunkte und Fragestellungen für Referate oder workshops wurden diskutiert. Wichtig ist den Referenten, dass die Fachlichkeit des Förderschwerpunkts in den Vordergrund gestellt wird. Lernförderung und Weiterentwicklung der Kompetenzen sowie der Qualität der sonderpädagogischen Förderung sollten Themen des Kongresses sein. Deutlich wurde der Wunsch nach Beispielen aus der Praxis. Unbedingt sollten auch die Kollegen aus der allgemeinen Schule sich angesprochen fühlen.

-        Antrag an die Hauptversammlung:

Zur momentanen Situation der Schule mit dem Förderschwerpunkt  Lernen wurde ein Antrag an die HV erarbeitet, der sich auf die schwierige (Übergangs)situation bezieht und den Erhalt der Qualität sonderpädagogischer Förderung unabhängig vom Förderort fordert. Solange die Eltern das Recht der Wahl des Förderortes haben muss die Qualität der Förderung an allen Orten gesichert sein.

Annette Kriszio,Bundesreferentin

Förderschwerpunkt Sprache

Die Landesreferentinnen und Landesreferenten des Förderschwerpunktes Sprache nutzen die separaten Tagungsteile, um die Arbeitsaufträge der vergangenen Tagung zu bilanzieren, weitere Vorhaben auf den Weg zu bringen und grundsätzliche inhaltliche Fragen zum veränderten Berufsbild und Arbeitsauftrag im inklusiven System zu diskutieren. Es wurde insgesamt konstatiert, dass die fachliche Auseinandersetzung mit dem Spracherwerb, Sprachgebrauch und Behinderungen der schulischen und gesellschaftlichen Teilhabe durch nicht erwartungsgemäßes sprachliches und kommunikatives Handeln ein förderschwerpunktübergreifendes Thema sein muss. Sprache als Medium schulischen Lernens, sozialen Handelns und emotionalen Erlebens erfordert die spezialisierte Entwicklung von pädagogischen Konzepten und Methoden auch zur Diagnostik ihrer Strukturen und Funktionen, um die Ausgangslage heterogener Lerngruppen angemessen beschreiben zu können.

Dieser inhaltliche Konsens findet sich in einer Publikation der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) wieder, die im April erschien und gleichzeitig als wissenschaftliche Expertise dem Referat Sprache bereitsteht. In der Broschüre „Netzwerk Sprache“ werden methodische Aspekte zum Förderschwerpunkt Sprache an Grundschulen, Eckpunkte für ein verändertes Berufsbild der Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen mit dem Förderschwerpunkt Sprache im inklusiven System sowie Vorschläge für die Weiterentwicklung der Standards vorgestellt. Die Texte sollen die Grundlage für die Erarbeitung eines Positionspapieres und  der Überarbeitung der Standards durch den vds darstellen und werden von der Universität Gießen dafür zur Verfügung gestellt.

Die Referentinnen und Referenten diskutierten weiterhin eine Stellungnahme des Bundesreferates Sprache zum Anhörungstext der KMK Empfehlungen „Inklusive Bildung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen in Schulen“, die noch vor der Tagung erstellt wurde und mittlerweile der KMK vorliegt. Auch diese Stellungnahme betont die förderschwerpunktübergreifende Relevanz der fachpädagogischen Auseinandersetzung mit dem sprachlichen Handeln von Kindern und Jugendlichen unter erschwerten Entwicklungsbedingungen und geht kritisch ein auf den Einsatz medizinischer Sprachtherapeuten in Schulen. Ein Ersatz der spezialisierten Pädagogen für sprachlich-kommunikativ adaptierten Unterricht durch therapeutische Heilmittelerbringer läuft dem Konzept der inklusiven Schule zuwider, so die einhellige Auffassung der Referentinnen und Referenten. Die Ergänzung individualisierter Förderung für Kinder mit Sprachbeeinträchtigungen durch sprachtherapeutische Assistenz wird ein Einzelfällen jedoch als hilfreich erachtet. Sowohl die Fachbroschüre „Netzwerk Sprache“ der JLU Gießen als auch der Text der Stellungnahme des vds können beim Bundesreferenten angefordert werden.

Weiterhin ist das Referat Sprache durch den Bundesvorstand mit der Planung eines Bundesfachkongresses beauftragt worden. In Aachen soll am 20. und 21. April 2012 eine bundesweite Veranstaltung mit zahlreichen Vorträgen und Fortbildungen zum Förderschwerpunkt Sprache stattfinden. Mit der Berücksichtigung der Themenschwerpunkte Unterricht und Organisationsformen, aber auch Diagnostik, vorschulische Förderung, Unterstützte Kommunikation, Diagnostik und Schriftspracherwerb soll die fachrichtungsübergreifende Relevanz des Förderschwerpunktes hervorgehoben werden. Informationen zur Anmeldung erhalten Sie rechtzeitig in der „Zeitschrift für Heilpädagogik“ und darüber hinaus.

Die Referentinnen und Referenten verabschiedeten schließlich die Kollegin Elisabeth Laue, die über viele Jahre hinweg im vds und im Referat für den Förderschwerpunkt Sprache aktiv tätig war. Sie hat sich insbesondere unter den gravierenden und umwälzenden Entwicklungen in Bremen für die spezialisierte Professionalität für den Förderschwerpunkt in Integration und Inklusion eingesetzt.

 Dr. Jörg Mußmann, Bundesreferent

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