Diese Seite verwendet Cookies. Mit der Benutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu und akzeptieren unsere Datenschutzerklärung.
Bericht aus dem Referat Körperliche und Motorische Entwicklung

Vom 20. bis 22.09.2012 fand das jährliche Treffen der Landesreferentinnen und Landesreferenten des Referats Körperliche und Motorische Entwicklung statt. Jens Müller, Landesreferent aus Brandenburg, hatte in das Oberlinhaus nach Potsdam eingeladen. Zwölf der 16 Bundesländer waren vertreten. Inhaltlich stand Folgendes im Vordergrund.

(Nicht-pädagogisches) Personal in der Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Körperliche und Motorische Entwicklung

Kinder und Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt Körperliche und Motorische Entwicklung werden in allen Bundesländern in den entsprechenden Förderschulen von Sonderpädagogen sowie weiteren Pädagogischen Mitarbeitern schulisch gefördert. Darüber hinaus bedürfen sie meist zusätzlicher personeller Hilfen und Unterstützung, um ein ganzheitliches, den individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen entsprechendes schulisches Bildungsangebot sicherzustellen. So sind in der Förderschule mit dem Schwerpunkt Körperliche und Motorische Entwicklung auch therapeutische und pflegerische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig; individuelle Helferinnen und Helfer sowie andere Mitarbeiterinnen (Sozialarbeiter, Psychologen, Schulärzte) ergänzen die Arbeit.

 Im Rahmen des Treffens wurden in einem ersten Schritt Fakten und Rahmenbedingungen der einzelnen Bundesländer bezogen auf weiteres Personal in der schulischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Körperbehinderungen ausgetauscht.

Therapeutisches Personal:
In allen der zwölf vertretenen Bundesländer sind in den Förderschulen Therapeutinnen und Therapeuten (Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie) tätig. Unterschiede ergeben sich in den organisatorischen Rahmenbedingungen, der Beschäftigungsart sowie der Quantität der Therapien. Während in einigen Bundesländern therapeutische Mitarbeiterinnen durch das Land fest an der jeweiligen Schule beschäftigt sind (z.B. in Baden- Württemberg auf sog. Fachlehrerstellen), stellen in anderen Ländern die Schulträger den Schulen therapeutische Mitarbeiterinnen als freiwillige Leistungen zur Verfügung (NRW). Wiederum in anderen Ländern (z.B. in Thüringen) erfolgt die gesamte therapeutische Versorgung durch externe niedergelassene Praxen, die die Räume der Schule nutzen. Auch die Finanzierung gestaltet sich entsprechend unterschiedlich: Vielfach erfolgen Therapien aufgrund jeweils aktueller ärztlicher Verordnungen und Rezepte, die dann über die Krankenkassen der Familien abgerechnet werden. Andererseits sind auch Schulen zu finden, bei denen die Entscheidung über den Umfang der durchzuführenden Therapien durch die Schule selbst getroffen wird.

Pflegerisches Personal:
Viele Schülerinnen und Schüler benötigen im Alltag pflegerische Unterstützung. Dies kann sowohl medizinisch-pflegerische Aspekte als auch Alltagshilfen (Essen anreichen, Hilfe bei Toilettengängen …) umfassen. In vielen Schulen sind professionelle Pflegekräfte vertreten, die medizinisch erforderliche Leistungen erbringen. Junge Leute, die ein Freiwilliges Soziales Jahr, Praktika oder ein Anerkennungsjahr ableisten, bilden darüber hinaus im schulischen Alltag eine wesentliche Unterstützung. Durch den Wegfall des Zivildienstes haben sich allerdings in den vergangenen Jahren zum Teil deutliche Veränderungen und Engpässe ergeben. Auch bezogen auf das pflegerische Personal ergeben sich bundesweit sehr unterschiedliche Verfahrensweisen: Während in mehreren Bundesländern eine bedarfsorientierte Zuweisung dieser Kräfte erfolgt, legen andere Länder Schlüsselzahlen fest.

Individualhelfer:
Durch die Regelungen des SGB XII bzw. SGB IX sind in den vergangenen Jahren zunehmend sogenannte Schulbegleiter tätig, die durch die örtlichen Kostenträger (Sozialamt/Jugendamt) finanziert werden. Der Arbeitskreis der Landesreferenten wird sich bei seinem nächsten Treffen mit dieser Thematik gesondert befassen und versuchen, einen Leitfaden zu erstellen. Auch wenn die jeweiligen organisatorischen Rahmenbedingungen und Strukturen bundesweit sehr unterschiedlich sind, erweisen sich für den Arbeitskreis der Landesreferenten folgende Punkte von zentraler Bedeutung: Unterricht, Therapie und Pflege sind für die meisten Schüler mit dem Förderschwerpunkt Körperliche und Motorische Entwicklung untrennbare Bestandteile schulischer Bildung. Im Sinne eines vernetzten, multiprofessionellen Ansatzes sollten entsprechende Angebote durch konstante, möglichst an der Schule fest angestellte Mitarbeiterinnen erfolgen. Der Umfang der erforderlichen Hilfen und Unterstützungen muss sich am individuellen Bedarf orientieren. Die o.g. Punkte gelten für alle Förderorte. Sie sind insbesondere bei der sich aktuell ausweitenden inklusiven Förderung zu beachten.

Studie Qualitätsbedingungen schulischer Inklusion für Kinder und Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt Körperliche und Motorische Entwicklung

Als Gast im Arbeitskreis stellte Prof. Reinhard Lelgemann die Ergebnisse einer aktuellen Studie vor, die sich mit den Qualitätsbedingungen schulischer Inklusion beschäftigt (siehe Beitrag in diesem Heft). Die Studie, die im Sommer 2012 fertig gestellt wurde, basiert auf einer umfassenden Literaturrecherche, einer (qualitativen) Interviewstudie sowie einer (quantitativen) Umfrage. Prof. Lelgemann leitet hieraus differenzierte Empfehlungen und Hinweise zur Gestaltung eines inklusiven schulischen Bildungsangebots unter besonderer Berücksichtigung von Kindern und Jugendlichen mit körperlichen und mehrfachen Beeinträchtigungen ab. Weitere Ergebnisse sind auf der Homepage der Uni Würzburg nachzulesen (Stichworte bei Google: Lelgemann Würzburg Studie Inklusion). Deutlich wurde, dass es eine wesentliche Aufgabe aller ist, die aktuelle Entwicklung aktiv mitzugestalten.

Norbert Kuckartz

zurück