Nachdem der Bundesvorsitzende des Verbands Sonderpädagogik, Stephan Prändl, im Mai 2012 den Kontakt zur Universität Pskov, Russische Föderation, aufgenommen hatte, konnten jetzt bei einem weiteren Aufenthalt in Pskov erste konkrete Fäden für ein umfangreiches Netzwerk gespannt werden.
Prof. Dr. Irina Bgaschnokova., Universität Moskau, Prof. Dr. Erik Weber, Evangelische Hochschule Darmstadt sowie Stephan Prändl und Marianne Schardt trafen sich zu einem Gespräch im Heilpädagogischen Zentrum Pskov, um die Möglichkeiten einer internationalen Zusammenarbeit zu erörtern und erste Strukturen zu skizzieren.. Im Verlauf des Gesprächs wurde deutlich, dass in beiden Ländern der Dreh- und Angelpunkt einer gelingenden Inklusion in der Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer liegt, hohe Professionalität gefragt und auf die sonderpädagogische Lehrerbildung nicht zu verzichten ist. Hier sehen beide Seiten konkreten aktuellen Handlungsbedarf, um rechtzeitig auf politische Strömungen Einfluss nehmen zu können.
Mit dem Ziel, im Sommer eine erste Inklusionskonferenz in Moskau durchzuführen, soll im Mai 2013 eine gemeinsame Konferenz am Institut für Inklusive Bildung der Universität Moskau unter Beteiligung des Verbands Sonderpädagogik, der Universität und der Evangelischen Hochschule Darmstadt stattfinden..
Der fünftägige Aufenthalt wurde zudem intensiv genutzt, um weitere Kontakte anzubahnen und Kooperationsvereinbarungen zu schließen. In Erweiterung der seit langem bestehenden partnerschaftlichen Beziehungen zwischen der Pestalozzischule Erkelenz und der Sonderschule Nr. 1 in Pskov / Russische Föderation konnte jetzt die Vöru Järve Kool, eine Schule für Kinder mit einfachen und schweren geistigen Behinderungen in Estland, in die Schulpartnerschaft einbezogen werden. Im Rahmen dieser Kooperationsvereinbarung benannte Schulleiterin Reet Kangro mehrere Lehrstuhlinhaber der Universitäten Tartu und Tallinn, die an einer Zusammenarbeit mit deutschen Universitäten interessiert sind. Der Bundesvorsitzende wird den Kontakt aufnehmen.
An der Hochschule Pskov fand eine im Frühjahr vereinbarte Vortragsreihe mit Prof. Dr. Erik Weber, Stephan Prändl und Marianne Schardt statt.
In seinem Referat „Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen: Der Auftrag der UN-Behindertenrechtskonvention und gesellschaftliche Realitäten“ stellte Erik Weber das Spannungsfeld zwischen dem Inklusionsverständnis der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen und Haltungen und Einstellungen der Bevölkerung zur Diskussion. Dabei informierte er u.a. über ausgewählte Ergebnisse der Bielefelder Langzeitstudie über „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ und mahnte an, Inklusion als kommunale Aufgabe zu verstehen, weil dies dazu beiträgt, negative Haltungen und Vorurteile gegenüber ausgegrenzten Bürgerinnen und Bürgern zu verändern.
Bundesvorsitzender Stephan Prändl stellte am Beispiel seiner Schule in Wangen die Entwicklung der Pädagogik bei Krankheit in Deutschland vor. Besonderes Interesse bei den Studentinnen und Studenten fanden die didaktischen Konzepte der Individualisierung wie das jahrgangsübergreifende Arbeiten unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Bildungsgänge.
In ihrem Beitrag „Der Weg zur Inklusiven Schule aus schulpraktischer Sicht“ wies Pressereferentin Marianne Schardt auf die Herausforderungen und die neuen Anforderungen hin, denen sich die Allgemeine Schule stellen muss, wenn sie Kinder mit und ohne Behinderungen erfolgreich gemeinsam unterrichten will.
Eine weitere Vernetzung konnte zwischen dem Verband Sonderpädagogik und dem überregionalen öffentlichen Fachverband „Unterstützung für Menschen mit geistiger Behinderung“ realisiert werden. Der Verband Sonderpädagogik. wurde gebeten, beim Aufbau eines Fachverbands Sonderpädagogik in der russischen Föderation strukturell, organisatorisch und politisch unterstützend tätig zu werden. Der Bundesvorsitzende nahm dies gerne auf und sagte zu, beim nächsten Treffen die Entwicklung des Fachverbands gemeinsam mit den russischen Beiratsvorsitzenden voranzutreiben. Auf Einladung von Stephan Prändl wird der Vorsitzende der Assoziation, Andrej Zarjov, im April 2013 am Sonderpädagogischen Kongress in Weimar als Ehrengast teilnehmen.
Marianne Schardt
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