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Dozentenkonferenz 2014
Lehrende der Körperbehindertenpädagogik trafen sich in Leipzig

Zur diesjährigen Dozentenkonferenz trafen sich im September in Leipzig rund 60 Fachvertreter aus nationalen und internationalen Universitäten und Hochschulen, unter anderem aus Tschechien und der Schweiz. Im Vergleich zum letzten Jahr in Berlin hat sich die Teilnehmerzahl nahezu verdoppelt – ein gutes Zeichen für die Bedeutung und das Wachstum der Fachrichtung. Im Fokus der dreitägigen Konferenz stand das Thema Zukunftsperspektiven der Pädagogik bei körperlichen und motorischen Beeinträchtigungen. Veranstalter waren  Prof. Annett Thiele und ihr fünfköpfiges Team der Fachrichtung Pädagogik im Förderschwerpunkt Körperliche und Motorische Entwicklung am Institut für Förderpädagogik der Universität Leipzig.

Im Vorfeld der Hauptkonferenz fand erstmals das bundesweite Doktorandenkolloquium der Fachrichtung statt, welches die Doktorandinnen Marianne Irmler (Universität Oldenburg) und Kristina Willmanns (Universität Köln) gemeinsam mit Prof. Barbara Ortland (KFH Münster) ins Leben gerufen haben. Hier hatten Doktoranden in unterschiedlichen Phasen ihres Promotionsvorhabens die Möglichkeit, in einem geschützten Raum vor Fachkollegen im Rahmen eines Vortrags oder einer Poster-Präsentation ihre Vorhaben (z.B. im Feld der Unterstützten Kommunikation, Motodiagnostik, Psychomotorik, der Assistiven Technologien oder im Bereich progredienter Erkrankungen) zu präsentieren sowie forschungsmethodische Fragen zu diskutieren. Zudem gab es vielfältige Möglichkeiten, sich fachlich auszutauschen und zu vernetzen. Erfreulich war auch die Anwesenheit der tschechischen Gäste: sechs Doktoranden der Masaryk-Universität Brno, die Einblicke in ihre Forschungstätigkeit gewährten und dem Treffen dadurch einen internationalen Charakter verliehen. Ebenso erfreute es die Anwesenden, dass neben den 25 Doktoranden der Fachrichtung auch sieben Professoren und zehn weitere Hochschulmitarbeiter bereits zum Doktorandentreffen am Sonntagnachmittag anreisten, um sich einen Überblick über die thematisch vielfältigen Forschungsvorhaben des akademischen Nachwuchses zu verschaffen und die Präsentationen durch ihre Rückmeldungen zu bereichern.

Die am zweiten Tag beginnende Hauptkonferenz wurde mit einem Vortrag von Prof. Klaus Neumann eröffnet. Er stellte die Situation der Fachrichtung „Körperbehindertenpädagogik“ an der Universität Leipzig von 1994 bis 2005 dar. Die Zuhörer erhielten einen Einblick in die Schwierigkeiten, die mit dem Aufbau des Lehrstuhls in den Jahren der Nachwendezeit einhergingen.

Sowohl die diesjährigen Berichte aus den Studienstätten der teilnehmenden Hochschullehrer als auch die Fachvorträge verdeutlichten, dass die Fachrichtung expandiert und viele interessante und relevante Forschungs- und Lehrbereiche abdeckt. Die spezifische Expertise der Körperbehindertenpädagogen wird zunehmend auch in Zusammenhang mit der Präzisierung inklusiver Settings geschätzt. So verweist Prof. Jens Boenisch von der Universität zu Köln auf den enorm gestiegenen Bedarf an Fortbildungen zum Thema Inklusion seitens der Förderpädagogen, Therapeuten und Ärzte. Professor Reinhard Lelgemann und seine Mitarbeiter von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg stellten Ergebnisse ihrer Studie zur Umsetzung der Inklusion in Bayern vor. Eine neu entwickelte und von Praktikern lang ersehnte Checkliste der Motodiagnostik und Nachteilsausgleiche für Kinder mit Infantiler Cerebralparese präsentierte Prof. Annett Thiele dem Fachpublikum. Prof.r Sven Jennessen beleuchtete mit seinem Vortrag die Inklusion von Menschen mit schweren Behinderungen und progredienter Erkrankung. Von Prof. Barbara Ortland erfuhren die Teilnehmenden Ergebnisse einer Studie zur Sexuellen Selbstbestimmung in Wohneinrichtungen der Behindertenhilfe. Zudem konnten die Veranstalter einen Nationalspieler der deutschen Rollstuhlrugby-Mannschaft, Jens Sauerbier, für einen Vortrag gewinnen. Er nahm die interessierten Zuhörer mit in die Welt und die Geschichte des Profi-Rollstuhlsports und ging unter anderem der Frage nach geeigneten diagnostischen Instrumenten für die Klassifizierung von Rollstuhlrugby-Spielern nach.

Im Rahmen von Strukturdiskussionen innerhalb der Dozentenkonferenz wurden erstmals offizielle Sprecher gewählt, die zukünftig die Interessen der Lehrenden der Körperbehindertenpädagogik vertreten und als Ansprechpartner zur Verfügung stehen werden. Zur ersten Vorsitzenden wählten die Teilnehmer der Tagung Prof. Annett Thiele, ihre Stellvertreterin ist Britta Gebhardt, Juniorprofessorin für Pädagogik und Didaktik bei chronischen und progredienten Erkrankungen sowie körperlichen und motorischen Beeinträchtigungen der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Der neue Sprecher des akademischen Mittelbaus der Körperbehindertenpädagogen ist Dr. Christian Walter-Klose, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Lelgemann, Würzburg. Weiterhin ist der Aufbau einer gemeinsamen Homepage geplant, die Informationen zu Forschungsschwerpunkten der Studienstätten und zu aktuellen Debatten, Tagungen, Terminen und Neuigkeiten enthalten soll.

Für die Abendstunden organisierten die Veranstalter verschiedene Angebote, die den Tagungsteilnehmern die Stadt Leipzig mit ihren Sehenswürdigkeiten und berühmten Plätzen näher brachte. Zur nächsten Konferenz der Lehrenden der Körperbehindertenpädagogik (voraussichtlich im September 2015) laden Prof. Marie Vitkova und ihre Mitarbeiterin Dr. Lucie Procházková in die Masaryk-Universität in Brno (Tschechien) ein.

 Annett Thiele; Robert Leibiger; Lili Jessica Köpcke und Franziska Musketa

 

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