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Parlamentarischer Abend 2012 in Berlin

Am 26. November 2012 fand in Berlin der nun schon traditionelle parlamentarische Abend statt, zu dem die Bundesarbeitsgemeinschaft Behindertenpädagogik wieder eingeladen hatte. Neben einigen Politikern nahmen Vertreterinnen und Vertreter des Grundschulverbandsund des Philologenverbands erstmalig an diesem Treffen teil. In Markus Kurth (MdB Bündnis 90/Die Grünen) und Hubert Hüppe (MdB CDU, Bundesbeauftragter für die Belange von Menschen mit Behinderung) fanden die Anwesenden interessierte Gesprächspartner.

Die Runde der Diskussionsteilnehmer war zwar klein, aber fein, so dass die Vertreter aller Fachverbände vor den politisch Verantwortlichen ihre Sicht zur gegenwärtigen Situation von Kindern und Jugendlichen  mit sonderpädagogischem Förderbedarf in Deutschland darlegen konnten.

Alle Statements der Fachverbände standen unter dem Leitgedanken ‚Inklusion in der Schule gemeinsam gestalten‘. Ausdrücklich wurde von allen Beteiligten die Forderung der UN-Behindertenrechtskonvention für die Entwicklung einer inklusiven Gesellschaft unterstützt, die für Menschen mit Beeinträchtigungen statt exklusiver und fremdbestimmter Fürsorge ein größtmögliches Maß an Selbstbestimmung und Gleichberechtigung ermöglicht. Teil dieser Veränderungen sei auch das Bildungssystem, welches sich aber auch weiterhin auf die erschwerten Lern- und Entwicklungsbedingungen von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen dezidiert einstellen muss. Um qualifizierte, individuelle Unterstützungsleistungen im inklusiven Schulsystem auch weiterhin gewährleisten zu können, muss eine behinderungsorientiert fachspezifische Professionalität unbedingt garantiert sein.

Diese fachbereichsübergreifenden Forderungen und Empfehlungen – modifiziert für die jeweiligen Verbände - wurden von den Beteiligten in einer sehr kurzen, prägnanten Form dargelegt, so dass reichlich Zeit für Nachfragen und Diskussionen mit den politisch Verantwortlichen blieb. Dies wurde intensiv genutzt. Es herrschte Konsens zu den angesprochenen Problemkreisen, vor allem im Bereich der Lehrerbildung. Die vorgeschlagenen Lösungsmöglichkeiten – u.a. die Bewahrung des Spezialistenwissens der Sonderpädagogen, eine qualitativ und inhaltlich veränderte Ausbildung der Lehrkräfte der Allgemeinen Schule, Kooperation und Beratung als Schwerpunkte in der Aus-, Fort- und Weiterbildung aller Lehrkräfte – wurden von allen Diskussionsteilnehmern einhellig bestätigt.

Man war sich einig, dass die Schaffung eines inklusiven Bildungssystems gegenwärtig noch in den Kinderschuhen steckt und der Mentalitätswechsel, die Vielfalt des Lebens als Normalität zu betrachten, eine Herausforderung an ein gesamtgesellschaftliches Umdenken ist. Die Umgestaltung einer sozialen Umwelt, die eine aktive Teilhabe von Menschen mit Behinderungen als selbstverständlich betrachtet, muss mit der Umgestaltung des bestehenden Bildungssystems beginnen. In allen Schulen müssen die Lernausgangslagen und individuellen Unterstützungsbedarfe eines jeden einzelnen Schülers berücksichtigt werden. Das gesamte pädagogische Handeln muss auf die Förderung individueller Kompetenzen und Bedürfnisse der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen – von der frühkindlichen Bildung bis hin zu erwachsenenbildnerischen Angeboten  ausgerichtet sein.

Es kann resümiert werden, dass die Anregungen der Experten aus den Fachverbänden Impulse setzten, die hoffentlich in die politische Diskussion und in mögliche Entscheidungen eingehen werden, um einen Nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention  in Deutschland mit zu gestalten.

 Barbara Seebach

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