34 Wissenschaftler und Praktiker der Fachrichtung „Körperliche und Motorische Entwicklung aus Deutschland, Tschechien und der Schweiz diskutierten auf der diesjährigen Tagung der Lehrenden der Körperbehindertenpädagogik vom 3.-5.09.2012 an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg die Zukunftsperspektiven der Fachrichtung im Kontext der Inklusion.
Der Eröffnungsvortrag von Prof. Dr. Zieger gab einen Einblick in Kooperationsmöglichkeiten zwischen Pädagogik und Medizin bei Menschen mit körperlichen und motorischen Beeinträchtigungen im inklusiven Prozess. Gleichzeitig wurde mit diesem Vortrag der Bereich der außerschulischen Arbeitsfelder der Körperbehindertenpädagogik angesprochen, der sich im Verlauf der Tagung in vielen Facetten zeigte. In vier Arbeitsgruppen - ergänzt durch Schulleiter, Lehrkräfte einer Förderschule mit dem Schwerpunkt „Körperliche und Motorische Entwicklung sowie einer Praktikantin aus einer Beratungsstelle für Menschen mit Behinderungen - widmeten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem Schwerpunktthema „Inklusion“. Es wurden Konsequenzen und Perspektiven für die Förderzentren und –schulen der Fachrichtung diskutiert und Qualifikationsprofile von Pädagogen, Inklusion in außerschulischen Lebensbereichen und die besondere Stellung von Schülern und Schülerinnen mit komplexen Beeinträchtigungen thematisiert.
In weiteren Vorträgen wurde das Thema Inklusion unter besonderer Berücksichtigung der Fachrichtung „Körperliche und Motorische Entwicklung“ vertieft und einzelne Forschungsprojekte aufgezeigt. Zwei Schwerpunktthemen waren „Inklusion und Behindertenrechtskonvention bei Schülern und Schülerinnen mit Bedarf an Unterstützter Kommunikation aus Elternsicht“ sowie „Inklusive Medienbildung für Schüler und Schülerinnen mit Körperbehinderung“. In den Vorträgen „Ethnomethodologische Studie: Kriegsverletzte und traumatisierte Menschen im Irak“ und „Eingliederung von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsprozess: Ergebnisse einer Erhebung“ (Beitrag aus Tschechien) wurde die internationale Perspektive der Fachrichtung deutlich.
Die jährliche Tagung dient neben den inhaltlichen Auseinandersetzungen und Diskussionen auch dem Austausch der einzelnen Forschungsgruppen und Lehrenden bezüglich aktueller Schwierigkeiten, Herausforderungen und Entwicklungen der Fachrichtung. Dieser Bereich hat gerade in den letzten Jahren u.a. durch den zunehmenden Strukturwandel der Schülerschaft an den Schulen mit dem Förderschwerpunkt „Körperliche und Motorische Entwicklung“ zunehmend an Bedeutung gewonnen. Mehrfach wurde in Diskussionen deutlich, dass die Beschäftigung als Lehrende an einer Hochschule für Absolventen der Sonderpädagogik wenig attraktiv ist. So ist es nicht nur in dieser Fachrichtung schwierig geworden, Nachwuchswissenschaftler auszubilden und für eine universitäre Laufbahn zu gewinnen. Deshalb wurden Möglichkeiten der Nachwuchsförderung diskutiert sowie Zukunftsperspektiven der Fachrichtung im Sinne der Inklusion aufgetan. Um erarbeitete Handlungsfelder zu vertiefen, wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich u.a. intensiv mit der Gestaltung einer fachrichtungsspezifischen, interdisziplinären Tagung beschäftigen wird. Zusätzlich wurde ein spezifisches Doktorandenkolloquium der Fachrichtung angeregt, das im nächsten Jahr in Münster erstmalig stattfinden soll.
Die nächste Tagung der Fachrichtung findet im September 2013 an der Humboldt Universität zu Berlin statt.
Marianne Irmler, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
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